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2004 Thüringer Löwe – Datenblatt

Übungsart: CPX (FTX)

Übungsbeginn: 21.04.2004

Übungsende: 30.04.2004

Nationen: BRD

Einheiten:

Artilleriebrigade 100

Panzergrenadierbataillons 212

Fliegende Abteilung 261

Übungsraum:

Osterode, Steinheim, Wolfhagen und der Warburger Börde

Ballungsraum:

Holzminden

Anzahl Soldaten: 2000

Anzahl Radfahrzeuge: 400

Anzahl Kettenfahrzeuge: 42

Brückenschläge:

Weser, Holzminden

Leine

 

Presse:

Quelle: Deutsches Heer (deutschesheer.de)

In Ostwestfalen und Südniedersachsen war Ende April 2004 der Löwe los. Nicht irgendein Löwe, sondern der Thüringer Löwe. Hinter diesem Codenamen verbarg sich die Brigaderahmenübung mit Volltruppe der Artilleriebrigade 100. Es handelte sich um eine sogenannte Ein-Parteien-Übung. Beteiligt waren rund 2.000 Soldaten mit 400 Rad- und 42 Kettenfahrzeugen nahezu aller Brigaden des Heerestruppenkommandos sowie des Panzergrenadierbataillons 212, der Fliegenden Abteilung 261 und weiterer Verbände. Geübt wurde das Zusammenwirken der Verbände u.a. beim Überqueren der Flüsse Weser und Leine.

Kreis Holzminden (21.04.04). 2.000 Soldaten mit 400 Rad- und 42 Kettenfahrzeugen werden ab heute unterwegs sein. „Thüringer Löwe” nennt sich die Übung der Bundeswehr, mit der die Artilleriebrigade 100 bis Mittwoch, 28. April, taktische Abläufe üben will.

Zum Übungsgebiet gehört der Raum zwischen Osterode, Steinheim, Wolfhagen und der Warburger Börde. Am Sonntag werden die Truppen den Landkreis Holzminden erreichen. Für Montag ist der Übergang über die Weser bei Holzminden geplant. Außerdem soll bei Wehrden ein Fährbetrieb eingerichtet werden. Den Leitstand für diese Übung hat die Artilleriebrigade 100 auf dem Übungsplatz Bielenberg der Bundeswehr in Höxter eingerichtet.

Die Artilleriebrigade 100, die seit Januar 2002 im thüringischen Mühlhausen beheimatet ist, verfügt neben klassischen Artillerieeinheiten über fliegende Artillerieaufklärungssysteme und Raketenwerfer. Schon mehrfach hat die Brigade Einheiten für den Einsatz im Kosovo und in Afghanistan gestellt. Auch beim Kampf gegen die Jahrhundertflut der Elbe wurde die Brigade eingesetzt.

Die Bundeswehr bittet schon jetzt die Bürger um Verständnis für etwaige Verkehrsbehinderungen, da zahlreiche Kettenfahrzeuge und schweres Großgerät eingesetzt wird. Auch Hubschrauber werden im Einsatz sein. Ab heute, 16 Uhr, ist für den Zeitraum der Übung ein Bürgertelefon eingerichtet: 05271/932803.

Brigaderahmenübung der Artilleriebrigade 100 mit Volltruppenanteil

Die Brigaderahmenübung “THÜRINGER LÖWE 2004″ ist eine Ein-Parteien-Übung mit Leitungstruppe Rot über drei Führungsebenen (Regiment/Bataillon/Batterie).

Schwerpunkt ist aus Sicht der Brigade das Beüben des Regimentsgefechtsstandes erhöhter Verfügbarkeit, sowie des Raketenartilleriebataillons 132  in seiner RK-Gliederung (RK – Reaktionskräfte).

Darüber hinaus wird durch Zusammenfassung der Batterie-/ und Bataillonsausbildung für die teilnehmenden Truppenteile der Artilleriebrigade 100 und der unterstützenden Verbände ein erlebnisreicher Höhepunkt in der Truppenausbildung 2004 und damit der Führerausbildung geschaffen. Da die Brigade diese Übung eigenverantwortlich anlegt und durchführt, ist es jederzeit möglich durch Wiederholung von Ausbildungsabschnitten, in den vergangenen Jahren entstandene Ausbildungsdefizite zu erkennen und auszugleichen. Eine derartige Flexibilität ist bei Teilnahmen an Übungen der Führungsebene Division nicht gegeben, vielmehr werden die Truppenteile der Artilleriebrigade 100 erst durch die Teilnahme an der Übung THÜRINGER LÖWE 2004 befähigt, mit Volltruppenanteilen erfolgreich Übungen der mechanisierten Divisionen unterstützen zu können. Die Beteiligung nahezu aller Brigaden des Heerestruppenkommandos des Panzergrenadierbataillons 212 , der Fliegenden Abteilung 261 sowie weiterer Verbände zeigt die Bereitschaft und die Möglichkeit dezentral Ausbildungen zum gegenseitigen Nutzen der Truppe zeitlich und räumlich zu koordinieren, um Leitungs- und Organisationsaufwand für die geforderte Ausbildung der Einheitsebene zu minimieren.

Mit der Brigaderahmenübung (BrigRÜb) mit Volltruppenanteil THÜRINGER LÖWE 2004 wird ein entscheidender Baustein in der Ausbildung der RK-Batterie und der Gefechtsstand für das Gefecht der Verbundenen Waffen im Rahmen der Großen Operation zwischen den Unterstützungsaufträgen für die deutschen Divisionen, die Artillerieschule und die multinationalen Korps unter eigener Leitung eingefügt.

Die Übung wird im freien Gelände im Raum STEINHEIM, OSTERODE, GÖTTINGEN und MARSBERG durchgeführt. Das Üben im System Artillerie der Division wird verbunden mit real durchzuführenden Allgemeinen Aufgaben im Einsatz.

Sonntag:

Höxter. Das typische sonntägliche Bild der Stadt Höxter sieht an diesem Wochenende anders aus als sonst. Zahlreiche Soldaten mit Gefechtshelm und Waffe tauchen wie aus dem Nichts auf, Fahrzeuge im typischen Tarnfleck schlängeln sich durch die Strassen. Der “Thüringer Löwe 2004″ ist wieder in freier Wildbahn unterwegs. Die Artilleriebrigade 100  aus Mühlhausen führt wie auch im letzten Jahr wieder eine freilaufende Übung mit Volltruppe durch, um den Ausbildungsstand der Soldaten zu optimieren, Schwachstellen zu erkennen und auszumerzen Im Schwerpunkt werden die Gefechtsstände der beteiligten Verbände beübt, die Zusammenarbeit untereinander, aber auch mit Kameraden anderer Truppengattungen wie z.B. Pioniere und Heeresflieger  stehen dabei im Mittelpunkt.

Aber auch bleibende Eindrücke sollen vermittelt werden:”Viele Soldaten der heutigen Generation haben noch keine freilaufende Übung mitgemacht, es fehlen einfach die Bilder im Kopf, wie die Arbeit eines Gefechtsstandes in der Realität aussieht,” so Oberst Wolf Biewald, stellvertretender Kommandeur der Artilleriebrigade 100. “Bei dieser komplexen Übung muss jedes “Rädchen”, vom Koch bis zum Kommandeur, reibungslos funktionieren, sonst funktioniert gar nichts.”

Ein Ziel die praktische Erprobung des Regimentsgefechtsstandes Erhöhter Verfügbarkeit. Hierbei handelt es sich um eine eindrucksvolle Konstruktion aus verschiedenen Gefechtsstandfahrzeugen, die mittels eines abgeplanten Gerüstsystems miteinander verbunden werden. Innerhalb von drei Stunden, unter optimalen Bedingungen, lassen sich bis zu sechs Fahrzeuge betriebsbereit verbinden. Dort sind dann die Artilleriefeuerleitung sowie die Aufklärungs- und Auswertekomponenten zu einem schlagkräftigem Verbund zusammengefasst.

“Von dieser Art Gefechtsstand gibt es in der Brigade zwei Exemplare. Das System hat sich bislang sehr gut bewährt,”bestätigt Oberst Biewald.

Eine halbwegs ebene Fläche von 24 x 36 m reicht aus, um den Gefechtsstand aus dem Boden zu stampfen. Pro Schicht arbeiten etwa 30 Soldaten an diesem imposanten Arbeitsplatz, nicht mitgerechnet sind hier das Unterstützungpersonal rund um den Gefechtsstand.

Erste Erkenntnisse gibt es auch schon:”Die Fernmeldeverbindungen sind entscheidend. Dabei stossen manche schnell an Ihre Grenzen. Der Rückgriff aufs allgegenwärtige Handy ist aber nicht immer die zweckmäßige Lösung. Hier müssen die Soldaten lernen, alle verfügbaren Möglichkeiten wie feste Telefonverbindungen zu nutzen,” fasst Oberst Biewald seine erstes Fazit zusammen.

Leutnant Jürgen Ackerl (36) fasst zur selben Zeit die Personalmeldungen der einzelnen Verbände zusammen. Ausfälle müssen kompensiert werden, Gefangene versorgt und an einem zentralen Punkt gesammelt werden, versprengte Teile müssen den Einheiten wieder zugeführt werden. Keine leichte, aber auch keine unlösbare Aufgabe für den ehemaligen Luftlandesoladten. Als Personaloffizier (S1) des Regiments liegen all diese Fragen in seinem Aufgabengebiet. Zusammen mit Feldwebel Mario Rexhausen (24) nimmt er die entsprechenden Meldungen entgegen, wertet sie aus und gibt notwendige Aufträge und Informationen weiter.”Ist schon was anderes als ein Bürojob, hier kann man zeigen, was man gelernt hat und dabei auch an seine Grenzen gehen. Eine wertvolle Erfahrung,”so Feldwebel Rexhausen.

Die Bevölkerung im Raum Höxter nimmt die Soldaten freundlich auf:”Die Leute sind sehr nett zu uns, suchen das Gespräch und zeigen sich interessiert,” zeigt sich Ackerl zufrieden.

Montag:

Stadt Holzminden. An diesem Morgen scheint alles so wie immer. Die Sonne scheint, der Berufsverkehr rollt wie gewohnt. Plötzlich dringt der Lärm von Kettenfahrzeugen vom Ostufer der Weser hervor. Der Thüringer Löwe ist bereit zum Sprung!

Unter den Augen des Kommandeurs Heerestruppenkommando Generalmajor Jürgen Wolf, setzt die Artilleriebrigade mit tatkräftiger Unterstützung der Pioniertruppe  über den Fluß über. Fahrzeug für Fahrzeug rollen die Kolonnen über die Schwimmbrücke, bestehend aus vier Amphibie M3  der Pioniere. Geschützfeuer aus den 35mm-Rohren des Flugabwehrpanzers Gepard setzt ein. Fliegeralarm! Im Tiefflug rasen zwei Panzerabwehrhubschrauber über die übergangstelle. Soldaten gehen in Deckung, vereinzeltes Abwehrfeuer ist zu hören. Hektisch winkt der Pionierfeldwebel an der Schwimmbrücke hinüber. Nur nicht stehenbleiben!

Wenige Kilometer südlich nahe der Ortschaft Wehrden werden die Teile der Brigade an einer zweiten Übergangsstelle im Fährbetrieb übergesetzt. Obergefreiter FA Manuel Albrecht (20) blickt konzentriert in den sonnigen Morgenhimmel. Der junge Feldwebelanwärter vom Panzerflugabwehrraketenbataillon 300  aus Fuldatal soll mit seinen neun Kameraden die Übergangsstelle vor Angriffen aus der Luft sichern. Hinter dem Flugabwehrraketenpanzer Roland  hockt er im hohen Gras, die Fliegerfaust STRELA fest in der Hand. “Normalerweise haben wir zwei Fliegerfäuste STINGER in der Gruppe, aber für die Übung ist die STRELA ok. Von 500m bis auf 4000m kann ich damit Luftfahrzeuge bekämpfen,” versichert Albrecht etwas außer Atem. Ein knapper Befehl unterbricht die Ruhe:” Zwei Flieger auf sechs Uhr!” Aus der Sonne heraus stossen zwei Jets herab. Manuel Albrecht visiert den ersten an:”Flieger erkannt, erfasst!” Ein kurzer Druck auf den Auslöser. Bekämpft!

Arnd Wöbbeking

Arnd Wöbbeking

Aufgewachsen zu der Zeit des Kalten Krieges! Viele Manöver hier im Landkreis Hameln-Pyrmont miterlebt!
Arnd Wöbbeking

Über den Autor

Arnd Wöbbeking

Aufgewachsen zu der Zeit des Kalten Krieges! Viele Manöver hier im Landkreis Hameln-Pyrmont miterlebt!

1 Kommentar

  1. 1
    Thomas Dittmann

    es ist schon eine kleiner wahnwitz diese artillerie brigade aufzulösen und woanderst wieder ein gemischtes bataillon aufzustellen. die artilerie verliert definitiv an schlagkraft,meiner meinung nach eines der wichtigsten einheiten wenn es um feuerunterstützung geht.

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