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2011 Lions Final Effort – Teil 1

(c) Lars de Vries

Hinter dem Decknamen „Lions Final Effort“, verbirgt sich eine Luftraumverteidigungsübung der Groep Geleide Wapens (GGW), einer Flugabwehreinheit der niederländischen Luftwaffe. Heimatstandort ist ein kleiner Ort namens Vredepeel in der Nähe von Venray in der südniederländischen Provinz Nordbrabant.

Für die Übung verlegten Teile der GGW in der Zeit vom 10.10.2011 – 18.10.2011 mit rund 150 Soldaten/innen und 70 Radfahrzeugen ins Weserbergland zwischen Hameln und Bückeburg. Für einige altgediente niederländische Soldaten kein unbekanntes Terrain. Denn die Niederlande unterhielten zur Verteidigung des NATO-Luftraumes von 1959 bis 1995 bis zu fünf Flugabwehreinheiten in Norddeutschland. Daher bot es sich an, einige der alten Liegenschaften wie z. B. das „Pötzen Trainings Area“ bei Hameln sowie die ehemaligen Stellungen in Laatzen bei Aerzen, Goldbeck bei Bösingfeld und Reinsdorf auf dem Bückeberg zu nutzen. So kam bei einigen älteren Soldaten ein wenig Wehmut auf, die ihre alten Dienststandorte das erste Mal nach dem Abzug wieder zu Gesicht bekamen. Darunter Oberleutnant Marcel van Dongen, der sich sehr gerne an diese Zeit zurückerinnert. Er ist in Hessisch Oldendorf aufgewachsen und war von 1980 bis 1995 bei der 5 GGW in Stolzenau stationiert.

Ziel der Übung war es, die Zusammenarbeit der einzelnen taktischen Systemkomponenten wie TCS (Tactical Command System) und ICC (Information and Coordination Center) mit dem Waffensystem zu perfektionieren. Die beiden Führungszellen sind für die Koordination, Einsatzführung sowie Zielzuweisung verantwortlich und garantieren darüber hinaus die Kommunikation zu höher gestellten Kommandobehörden und anderen externen Unterstützungseinheiten. Eine weitere Herausforderung ergab sich durch die engen, kurvenreichen Straßen im waldreichen Gebiet des Weserberglandes, die so in den Niederlanden nicht zu finden sind. Sie verlangten von den Fahrern der Patriot-Sattelzugmaschinen ein Höchstmass an fahrerischem Können ab.

Das Hauptwaffensystem der innerhalb von 10 Tagen weltweit einsetzbaren Einheit, ist das bodengestützte Mittelstrecken-Flugabwehrraktensystem vom Typ Patriot in der Version PAC-3. Das Akronym PAC steht für Patriot Advanced Capability  und deutet auf eine Kampfwertsteigerung hin. Die Zahl 3 gibt Auskunft über die jeweilige Entwicklungsstufe. Der PAC-3 Lenkflugkörper ist überwiegend für die Bekämpfung von taktischen ballistischen Mittelstreckenraketen vorgesehen, kann aber auch gegen konventionelle Luftziele eingesetzt werden. Das System hatte seine „Feuertaufe“ während des  Golfkrieges 1991 „Desert Storm“. Die eingesetzten Patriot-Einheiten der US Army bewegten sich mit der Front, um die vorgerückten Koalitionstruppen vor irakischen Raketenangriffen zu schützen und den Luftraum zu überwachen. So konnten irakische „Scud“- und „Al-Hussein“-Raketen abgefangen werden. Auch während des zweiten Golfkriegs in 2003, konnten mehrere abgeschossene Kurzstrecken-Raketen vom Typ „Al Samoud-2“ und „Ababil-100“ den Erfolg dieses Systems eindrucksvoll bestätigen. Die niederländische GGW beteiligte sich 1991 aktiv mit der Überwachung der Lufträume von Diyarbakir (Türkei) und Jerusalem (Israel) und sie kam im Rahmen der Operation „Display Deterrence“ in 2003 ebenfalls zum Einsatz in Diyarbakir und Batman (Türkei).

Die heutige GGW gliedert sich in insgesamt vier Batterien (Squadrons). Die operationelle Führung und der Stab werden durch das 800 Squadron sichergestellt. Zwei Patriot-Flugabwehrbatterien (802 und 803 Squadron) bilden das Rückgrat der GGW. Zur Unterstützung stehen der Einheit das 951 Squadron (Logistik).. Abschließend sei angemerkt, dass der Name „Lions Final Effort“ nicht zufällig gewählt wurde. Er symbolisiert das baldige Ende der 803 Squadron. Das Squadron wird schon bald im Zuge einer umfassenden Umstrukturierung außer Dienst gestellt.

Vielen Dank bei der Mithilfe der Ausarbeitung des Textes an Clemens Niesner. Großer Dank auch an Marcel van Dongen für die “Führungen”. Leider muß ich immer wieder feststellen, das die BW im Bezug auf Umgang mit Interessierten sehr weit hinter der NL Armee rangiert.

Gruß

Lars de Vries

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Lars de Vries

Lars de Vries

Viele Manöver des "Kalten Krieges" hier im Weserbergland prägten mich in der Kindheit und Jugend und waren der Ursprung zu dieser Webseite!
Lars de Vries

Über den Autor

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Viele Manöver des "Kalten Krieges" hier im Weserbergland prägten mich in der Kindheit und Jugend und waren der Ursprung zu dieser Webseite!

5 Kommentare

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  1. 5
    Ad

    Dieser Bericht ist Dir sehr gut gelungen! In Wort und Bild! Vielen Dank dabei auch an Clemens!

    Viele Grüße Arnd

  2. 4
    Sascha KS

    Hallo Lars,

    ein wirklich ganz hervorragender Bericht den du mit Clemens verfasst hast.
    Die Holländer sieht man immer wieder gerne und vielleicht bei uns in Hessen bald wieder öfter,
    da die 11. Luftbewegliche Brigarde wie ich gestern erfahren habe demnächst ein Teil der Division Schnelle Kräfte wird.

    Und zum Thema “Führungen” kann ich dir auch nur zustimmen,als ich bei Peregrine Sword in Volkers ein paar Fotos machen wollte,wurden mir auf Anfragen zwei Soldaten zur Seite gestellt die mir alle Fragen beantworteten und Kaffee gabs auch noch.
    Sind schon nett,die Holländer……

    Viele Grüße

    Sascha

  3. 3
    cars73

    Moin Lars, Wirklich ein super Bericht und dazu klasse Bilder der Niederländer . Herzlichen Dank an dich und besonders Clemens mit dem ich in Munster ausfürlich über die NL Armee Fachsimpeln durfte.Jungs macht weiter so dann wird diese seit was ganz großes .Schönen Gruß aus Löningen Carsten

  4. 2
    Michael Koch

    Hallo Lars,
    ein sehr schön geschriebener informativer Bericht, geschmückt
    mit tollen Aufnahmen. Vielen Dank an dich und auch an Clemens
    für die Ausarbeitung des Textes. Freue mich schon auf den zweiten Teil.
    Grüße: Michael

  5. 1
    Glombski

    Hi Lars,

    erstklassiger Bericht, und super Bilder von “unseren” niederländischen Freunden.
    Schade das ich seinerzeit verhindert war, wie man sieht warst du mittendrin statt nur dabei, genau so wie ich dich seit unseren ersten Manövertouren mit dem Fahrrad kenne.
    Übrigens wünsche ich euch viel Spaß bei “Bavarian Charger” ende des Monats.

    Gruß

    Jürgen

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