Schon am 14. November 1944 – der Krieg tobte noch heftig – schlossen die Alliierten, die Amerikaner, Briten und Sowjets, ein Abkommen (dem später auch Frankreich beitrat), in dem festgelegt wurde, dass jeder Oberbefehlshaber in seiner künftigen Besatzungszone Deutschlands Vertreter der Heeres-, Luftwaffen- und Marine-Einheiten der jeweils anderen Oberbefehlshaber für Verbindungsaufgaben zur Seite gestellt bekommt. Die Briten nannten ihre Mission kurz BRIXMIS, die Sowjets SOXMIS, die Amerikaner sprachen von USMILM und die Franzosen von MMFL.
Die “British Commanders’-in-Chief Mission to the Soviet Forces in Germany” (BRIXMIS) war eine militärische Verbindungsmission der britischen Streitkräfte, die während des Kalten Krieges bis zur Wiedervereinigung in der DDR operierte, der Sitz der Mission war in Potsdam. Die eigentliche Auswertung der gewonnenen Erkenntnisse fand aber in West-Berlin statt. Die Briten hatten ihre Büros am Olympia-Stadion, die Franzosen im Quartier Napoleon und die Amerikaner im Zehlendorfer Föhrenweg 19
Ihr Pendant war die SOXMIS, die sowjetische Verbindungsmission in der britischen Besatzungszone Deutschlands, das Missionsgebäude war zunächst bis Ende 1956 in Bad Salzuflen, später kurzzeitig in Lübbecke und ab Mitte 1957 in Bünde/Westfalen. Mit dem Kalten Krieg avancierten die anfänglich harmlosen Kontrollfahrten der vier Militär Missionen in beiden Teilen Deutschlands zu gezielten Spionageeinsätzen. Die Angehörigen der Militärverbindungsmissionen verfügten über einen quasi diplomatischen Status und ihre Fahrzeuge waren mit auffälligen gelben Nummernschildern mit der jeweiligen Landesflagge gekennzeichnet.
Die Beobachtung militärischer Objekte gehört zu den wichtigsten Aufgaben der Militärmissionen in Ost und West.
Interessant waren die Truppenstärke, die Ausrüstung, Erkenntnisse darüber, welche Truppenteile in welchen Kasernen stationiert waren. Struktur, Personalstärke, militärische Ausrüstung und moralischen Zustand sowie das Ausspionieren der Führungs-, Kontroll- und Kommunikationssysteme der verschiedenen Kommandoebenen des jeweiligen Gegners waren ebenfalls von Interesse. Spezial-Ferngläser, Photoapparate, Infrarotkameras, Horchgeräte und ähnliches sind die übliche Ausrüstung der Missionsmitglieder. Beide Seiten verletzten oft die Grenzen militärischer Sperrgebiete. Wurde dieser bemerkt, wurden die Fahrzeuge oft von der Straße gedrängt und eingekeilt. In den 80er Jahren kam es zu zahlreichen Zwischenfällen, meist mit provozierten Autounfällen. Allein gegen die Brixmis-Angehörigen wurden von 1980 bis 1989 insgesamt 137 Aktionen durchgeführt.
Dave Picton war in der britischen Verbindungsmission im HQ Berlin/Potsdam, (1974-76) und war regelmäßig in der DDR und begleitete dort die Übungen der NVA / Warschauer Pakt. “Die Sowjets und Stasi waren nicht so nett zu uns wie wir zu der SOXMIS. Wir reisten als dreiköpfige Crew und konnten normalerweise drei Tage in der DDR verbringen….180 Liter Treibstoff hatten wir dabei. Wir mußten im Vorfeld unsere Ziele angeben, und konnten uns nicht so bewegen wie wir uns das gewünscht hätten. Viele Bilder sind aus der “Hüfte” geschossen, und hätten so manches mal dort nicht gemacht werden dürfen. Wir hatten immer ein mulmiges Gefühl, da es immer wieder zu Vorfällen, auch tödlichen, kam. Das war unser Kalter Krieg, mitten im Feindesland. Diese Bildereindrücke hier stammen aus den Jahren 1974 bis 1988.
Regards Dave
Lars de Vries
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6 Kommentare
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Patrick Wiegmann
26. Oktober 2018 um 16:20 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Wirklich bemerkenswert was da so für Kutschen damals unterwegs waren. Ist schon echt komisch solche Bilder
zu sehen, und zur heutigen Zeit da zu fahren wo solche Ungetüme standen.
Danke für den wirklich spannenden Bilder Bericht.
Gruß Patrick
Rainer Preuß
25. Oktober 2018 um 22:12 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Hammerbilder, kalter Krieg und Geschichte pur. Vielen Dank für diesen Beitrag genau nach meinem Geschmack! Wer es noch nicht gelesen hat, dem empfehle ich die Kanter Krieg Trilogie von Harvey Black: “The Red Effect”, “The Black Effect”, “The Blue Effect”. Der Autor war eben genau in dieser BRIXMIS Position bei den Briten eingesetzt und schreibt mittlerweile Bücher. Im ersten Teil bahnt sich der Angriff des WP auf Westdeutschland an und HB beschreibt Einsätze in der DDR und Ost Berlin. Gänsehaut!
Teil Zwei und Drei handeln von den eigentlichen Kampfhandlungen von der Innerdeutschen Grenze bis weit ins Weserbergland.
Gruß Rainer
Totti
19. Oktober 2018 um 11:33 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Moin…also das ist ja Hochspannend hier. Kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Man spürt auf den Bildern förmlich den Hauch des “Kalten Krieges”. Durch Zaun und Gebüsch gemachte Bilder aus der Hüfte geschossen. Grandios!! Das sowas hier mal landet….unglaublich!!
Gruß
Totti
Wildboar67
19. Oktober 2018 um 08:52 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Was ist das denn auf Bild 9 für ein “Marder-Verschnitt” ? Hab ich ja noch nie gesehen.
Lars de Vries
18. Oktober 2018 um 20:36 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Viel spannender und in den Bann ziehen kann kaum ein Beitrag mehr wie dieser..!!! Wenn ich mir vorstelle wie viele Vorfälle und Anschläge da gegen die BRIXMIS stattgefunden haben, und du fährst mit deinen beiden Kameraden durch die Ehemalige, da kann ich mir schon vorstellen das den mulmig zumute war….hoffentlich verreckt der Range-Rover nicht etc. Aber auch die Briten waren kein Kind von Traurigkeit, auch hier hat es oft genug “gerappelt”. Jemanden zu finden der Bilder aus dieser Zeit spendet ist ein absoluter Glücksfall….bin hin und weg.
Gruß Lars
Guenther H.
18. Oktober 2018 um 20:22 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Welch sagenhafte Bilderstrecke, von den Kameraden der ” anderen Feldpostnummer “….das Ungetüm auf Bild 5 hätt ich gerne mal fliegen sehen.
Und wer Bild 8 betrachtet stellt fest, das auch auf der anderen Seite des eisernen Vorhanges Panzer, den Intressierten in den Bann gezogen haben.
Gibt nur noch eines zu schreiben: DANKESCHÖN für diese einzigartigen Zeitdokumente! (Es fehlt eigentlich nur noch das Bilder von der SOXMIS auftauchen, möcht nicht wissen, was da alles in den Archiven schlummert…)
Gruß
Günther