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1979 Divisionsgefechtsübung Centurion Enterprise – Galerie Lamont

Um alles zu verstehen, muss ich erst die Vorgeschichte erzählen. Mein Panzer mit dem Nummernschild 70068 hatte schon eine weile Probleme mit einem Stromausfall. Das Fahrzeug wurde mehrmals zur Reparatur zu einer Instandsetzungskompanie geschickt. Kurz vor Anfang der Übung ist das Fahrzeug zurück gekommen zu meiner Kompanie. Es stellte sich heraus, dass das Fahrzeug nicht richtig repariert wurde, aber dazu später mehr.

Um auf die Geschichte jetzt zurückzukommen, in den ersten Tagen trat das Problem wieder auf. Die damaligen Mechaniker, die vor Ort waren, wten schon länger von dem Problem. Und deshalb wurde beschlossen, das Fahrzeug mit dem Bergepanzer abzuschleppen zu der nächsten Instandsetzungskompanie. Das war damals die 210 Kompanie Mat.

Es wurde eine Kolonne zusammengestellt, die aus einem Jeep und einem Unimog bestanden, um eventuell das Personal zurückzubringen zur Stammeinheit. Der Bergepanzer schleppte mit der Abschleppstange meinen Panzer, so wie es damals üblich war rückwärts, also mit der Kanone nach hinten gerichtet (Das ist wichtig um zu verstehen was da passiert ist)

Unterwegs musste die Kolonne auf einem Standstreifen an der B64 in der he von Paderborn halten. Eines der Begleitfahrzeugen in der Kolonne hatte Probleme. Während die Besatzung des Bergepanzer das Fahrzeug reparierte, habe ich meine damalige Besatzung in die geltenden Vorschriften eingewiesen um den Verkehr zu regeln. Das war unter anderem die rote Fahne, ein Warndreieck in einhundert Meter Abstand und unsere Taschenlampen mit verschiedenen Farbesignalen wie Rot und Grün.

Nach einem kurzen Aufenthalt kam der Befehl wieder  in die Begleitfahrzeuge einzusteigen. Ich selbst hatte mir einen Platz gesichert auf dem Notsitz im Bergepanzer. Während ich oben auf dem Bergepanzer saß fühlte ich auf einmal einen dumpfen Schlag.

Ich bin dann sofort runtergesprungen und bin dann nach hinten gelaufen. In dem Moment kam mir mein Kollege entgegenlaufen der ziemlich unter Schock stand. Er teilte mir mit, das ein Fahrzeug (Vorderseite von dem Kanonen Jagdpanzer) hinten aufgefahren war. Die anderen Kollegen sind dann nach hinten gelaufen, um zu schauen was da passiert war (ich muss dazu sagen das es schon dunkel war und Feierabendverkehr) Während ich versuchte den Verkehr aufzuhalten´, führten meine Kameraden erste Hilfe Maßnahmen durch bis zur Ankunft vom Rettungswagen und der Feuerwehr.

Ab den Moment ist es für mich etwas schemenhaft was da noch alles passiert ist. Unsere Kolonne wurde dann an einen sicheren Platz gebracht, und da mußten wir im Anschluß der Polizei Paderborn auf deren Wache erklären was passiert war. Am nächsten Morgen wurde dann festgestellt das mein Spanrad verbogen war durch den Aufprall und ich musste stehen bleiben biss die Ersatzteile geliefert wurden. Den Rest von der Woche habe ich gewartet, bis man uns endlich die Erlaubnis gegeben hat, um Ersatzteile zu holen bei uns in der Kaserne. Bis dann alles montiert war bin ich dann ohne Begleitung und nur mit der Besatzung auf die Suchen gegangen nach dem Rest der Einheit, die schon eine ganze Woche weg waren…!!! Die Panne mit dem Stromausfall ist dann auch nicht mehr aufgetreten. Später wurde in der Werkstatt von der Kaserne der Fehler gefunden, es war ein fehlerhafter Anschluss der anders beschrieben stand auf dem elektrischen Schaltplan. Und dann kam die Schock-Nachricht…die Polizei hatte uns mitgeteilt, das die Person die in unsere Kolonne gefahren ist verstorben war. In einem Zeitungsartikel stand später zu lesen, das wir in entgegengesetzter Richtung auf der Bundesstraße gestanden haben sollen….das entsprach überhaupt nicht der Wahrheit. Auch im Soester Anzeiger, ein Artikel den ich lange aufbewahrt habe, stand es genau so falsch drin. Leider ist der durch die vielen Umzüge verloren gegangen. Es vergeht kein Tag wo ich nicht daran denke..!!! In der selben Woche wurde auch ein Kamerad einer anderen Kompanie während er schlief von einem Panzer überfahren, er war erst 23 Jahre alt..!!!

Meine Bilder zeigen unsere Aufenthalte während der Übung, die letzten beiden sind laut meinem Album aus Lichtenhagen / Ottenstein. Das sind leider meine letzten Bilder von Übungen, obwohl ich noch viel mehr mitgemacht habe.

Gruß nach Niedersachsen / Danny Lamont


Über den Autor

Danny Lamont

2 Kommentare

  1. 2
    Rainer Preuß

    Vielen Dank für Deine Geschichte Danny.

    Der KaJaPa gehört zu meinen absoluten Favoriten. Die Geschichte mit dem Unfall tut mir wahnsinnig leid für das Opfer aber auch für Dich, der Du bis heute noch damit zu kämpfen hast.

    Viele Grüße von den Nachbarn

    Rainer Preuß

  2. 1
    Lars de Vries

    Hallo Danny,

    was für eine bewegende Geschichte. Das wundert kaum das dich das bis heute verfolgt. Ich kann mich aus dieser Zeit an so viele tödliche Unfälle erinnern, er war fast normal das bei Großübungen immer sehr viele Todesopfer zu beklagen waren. Danke das du deine Erinnerungen mit uns teilst, genau hier gehören sie hin. Du wast mit deiner Einheit ganz in meiner Nähe, Ottenstein ist ein Katzensprung von hier.

    Gruß nach Belgien
    Lars de Vries

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