Hallo Manöverfreunde,
15.11.1989……ein Mittwochabend in der Schlieffen-Kaserne in Lüneburg. Im Manschaftsraum schauen wir das WM-Qualifikationsspiel Deutschland-Wales. Deutschland gewinnt kurz vor Schluß durch ein Tor von “Icke” Hässler mit 2-1. Wir fahren zur WM und werden später auch Weltmeister. Durch die Kaserne wabern schon die blauen Dunstwolken der Trabbis und Wartburgs. Seit einigen Tagen ist die Grenze auf und die “Ossis” bevölkern unsere Stadt. Die Vorfreude auf Castlemartin ist etwas getrübt, da man nun lieber die politischen Veränderungen vor Ort verfolgen möchte. Kasernenwache und Bereitschaft sind verstärkt worden. Man rechnet mit aktiven Spionagemaßnahmen im Zuge der Völkerwanderung. Noch ahnt niemand das unser Bataillon bereits 3 Jahre später Geschichte sein wird. 16.11.1989…Abflug mit Transall von Hannover-Wunstorf nach Wales zum RAF-Airport Brawdy. Von hier fahren wir wohl noch eine Stunde bis zum Camp Marrion. Ein Centurion und ein Conqueror als Torwächter….nicht schlecht. Wir beziehen unsere Stuben und bekommen noch am gleichen Tag eine Einweisung in die örtlichen Gegebenheiten. Bis zum Wochenende werden die tadellosen Leopard 2 übernommen. Es folgen Sicherheitsbelehrungen und Einweisungen in die Schießbahnen. Die Justierung der Panzer wird geprüft. Am Samstagabend besuchen wir einen Pub in Pembroke Docks. Die Einheimischen sind der BW gegenüber etwas reserviert heißt es. Tatsächlich wird man auf die politischen Veränderungen in Deutschland angesprochen. Ob man nun als kommende “Großmacht” wieder Krieg mit den Engländern anfangen würde……ob die Deutschen nun alle Sportveranstaltungen gewinnen würden usw.!?? Einige benehmen sich natürlich daneben….ein Cowboystiefel wird ausgezogen und mit Bier geflutet…das ganze dann ausgetrunken….Prost!! Der Sonntag dient der Erholung und man kann entlang der Steilküste Spazierengehen. Es gibt einen Fernsehraum für Mannschaften mit ARD und ZDF. Gespannt verfolgen alle die politischen Ereignisse in den Nachrichtensendungen. Am Montag beginnt endlich der Schießbetrieb auf Zug-und Kompanieebene. In der Optik des EMES tauchen hin und wieder große Schiffe außerhalb des Sicheitsriegels auf….schon irgendwie komisch bei 12-facher Vergrößerung. Ziele können bis auf 3000 Meter aufgeklappt und bekämpft werden. Zur Krönung dürfen einige die in der Woche Geburtstag hatten mit der schwarzen KE Gefechtsmunition auf Hartziele schießen. Ein Schuß mit dem Leopard 2 sollte damals, mit Berücksichtigung von Verschleiß und Rohrabnutzung, ca. 1000 DM kosten. Ich koste den deutschen Steuerzahler also in dieser Schießwoche ca. 60000 DM!!!? Endlich auch Post von der Freundin….Obst wird knapp, kein parken mehr in der Innenstadt möglich….SMOG!! Es folgt das sogenannte Betreuungswochenende. Wir fahren nach London….nach ca. 6 Stunden Busfahrt Ankunft im Hotel “Lilly”. Die BW hat die oberste Etage komplett gemietet. In den Zimmern stehen diverse ausgemusterte und teilweise versiffte Betten….aha…deswegen sollte man also einen Schlafsack mitnehmen. Egal….wir sind in London und besuchen die üblichen Punkte…Madame Tussauts Wachsfiguren, IWM, Themserundfahrt usw.. Am Montag beginnt schon das reinigen der Panzer und die Übergabe an das Stammpersonal. Einige der Burschen sind schon länger in Wales. Eheschließungen mit walisischen Frauen sind offenbar nicht selten in all den Jahren. Immerhin ist die BW hier seit 1961 zugegen. Am Mittwoch geht es zurück in die Heimat. Unsere Kompanie wird noch 2 weitere male nach Wales fliegen. 1996 übt letztmalig eine Einheit der BW auf diesem Übungsplatz den scharfen Schuß
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10 Kommentare
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Ad
29. November 2015 um 02:20 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
In Wort und Bild Note 1A!!! Vielen Dank für Deine Geschichte! Gruß Arnd
PzBrig15
29. März 2015 um 21:08 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Ein tolles Video mit tollem Text : Ich war 1986 dort und beim betrachten des Video kommen die Erinnerungen wieder hoch incl. der geselligen Abenden in Pembroke-City und in Swansea. Und als Bundeswehrsoldat dort war der Linksverkehr eine große Herausforderung ebenso wie die Betreuungen der ortsansässigen Damenwelt…..TOP
Rainer Preuß
24. März 2015 um 22:07 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Zu Hause. Wollte eigentlich für die Mathearbeit am nächsten Tag in der Berufsschule üben. Noch mal kurz den Fernseher an. Dabei blieb es dann…
Totti
24. März 2015 um 18:22 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Moin Manöverfreunde,
schön das euch der Beitrag gefallen hat. Ich denke an 1989 hat jeder so seine speziellen Erinnerungen. Wo warst du als die Mauer fiel….?
Gruß
Totti
Rainer Preuß
23. März 2015 um 21:36 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Hammerbeitrag – Mittendrin statt nur dabei. Das gilt sowohl für den Text als auch für den Film!
Danke!
Guenther H.
23. März 2015 um 20:22 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Der Einführungstext erzählt ein Teil unserer Geschichte ,geschrieben von jemanden der “Live” dabei war,das Video bringt die Atmosphäre beim scharfen Schuß sehr gut rüber,Top dabei ist der Funkverkehr.
Man(n) ist direkt wieder live dabei!
DANKESCHÖN für’s zeigen!
Gruß
Günther
Tank-Dee
23. März 2015 um 19:01 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Hallo Totti,
Super Text, an dir ist ein richtiger Schriftsteller verloren gegangen… Respect.. Man kann sich richtig in die Geschichte hinein versetzen!
Dank dir
Gruß
Tank-Dee
Tobias-Maverick Neumann
23. März 2015 um 18:52 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Nabend Totti,
absolut genial!! Nicht nur die Kameraperspektive auf dem Turm, sonder auch die von Innen und dann auch noch mit den Funk dazu!!
Ich kann es nur wiederholen, absolut genial finde ich!!
Danke für das Video!!!
Gruß
Tobias-M.
Lars de Vries
21. März 2015 um 21:15 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Hi Totti,
alles in allem mehr als grandios. Der Einleitungstext liest sich Klasse…..sehe vorm geistigem Auge den verwandelten Elfmeter von Andreas Brehme gegen den Elfmeterkiller Goycochea…ja, ich gebs zu, ich mußte Googeln wie man den schreibt 🙂
Verständlich auch das ihr lieber in der Heimat geblieben wärt….der eiserne Vorhang fällt und ihr seit auf der Insel. Deine restlichen Schilderungen sind Erzählungen wie sie nur einer schreiben kann der sich daran erinnert als wäre es gestern gewesen. Auch das Video schließt sich dem nahtlos an. Man kann dir nur danken für so viel Arbeit….herzlichen Dank an dich.
Gruß Lars
Totti
24. März 2015 um 18:25 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Moin Lars…..den Namen hätte ich jetzt nicht mehr auf der Pfanne gehabt. Aber im Halbfinale hat der gegen Italien einige Elfmeter gehalten glaube ich!?
War dann besser so für uns gegen ARG zu spielen…..Italien liegt uns nicht so wie wie die Geschichte gezeigt hat!!
Gruß
Totti