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2019 Combined Aid – Galerie Waldhelm

Im Juli 2019 gab es ein Novum:  Zum ersten Mal übte die chinesische Armee in einem NATO-Land.

Unter dem Namen COMBINED AID 2019 verschiffte die chinesische Armee ein Rettungszentrum, verpackt in 6 Seecontainern und vier Fahrzeugen nach Bremerhaven, von wo es zum Übungsort nach Feldkirchen bei Straubing ging. Seit 15 Jahren gibt es jährliche Konferenzen zwischen deutschem und chinesischem Führungspersonal. Durch das gemeinsame Wirken gegen die Ebola-Epidemie 2014 in Liberia/Afrika entstand die Idee, auch gemeinsame Übungen durchzuführen. 2016 waren 38 Angehörige des Kommandos schnelle Einsatzkräfte Sanitätsdienst aus Leer mit zwei U1300 Krankenkraftwagen und einem BV 206 S Sanitätsfahrzeug zu einer Übung in China, dort wurde die Hilfeleistung nach einer Erdbebenkatastrophe geübt. In diesem Jahr standen die Bekämpfung einer Cholera-Epidemie sowie chirurgische Hilfeleistungen als Übungsschwerpunkte auf dem Programm. Vertrauen schaffen und voneinander Lernen war ein Ziel der Übung. In der Bekämpfung von Seuchen und Epidemien ist die chinesische Armee bestens ausgebildet, sie hatten auch ein Fahrzeug zur Dekontamination dabei, in dem Bereich Chirurgie ist die Bundeswehr richtungsweisend. Sowohl die Bundeswehr als auch die chinesische Armee hatten zur Übung ein Rettungszentrum aufgebaut. Am 12. Juli bekam ich die Gelegenheit, mir einen Eindruck von der Übung zu verschaffen.
Anfangs wurde die Station „Realistische Verwundetendarstellung“ besucht, hierzu gibt es bei der Bundeswehr sogar einen eigenen Lehrgang. Die Rollenspiele wurden täuschend echt mit den unterschiedlichsten Verletzungsmustern geschminkt, real Bein amputierte Rollenspieler übernahmen zum Beispiel auch die Rolle von Minenopfern, bei denen die Beine abgetrennt wurden.
Anschließend ging es ins benachbarte aufgebaute UN-Zeltlager, in dem sich „Flüchtlinge“ aufhielten und welches als Einsatzgrundlage diente.
Mit der Besichtigung des deutschen Rettungszentrums ging es weiter. Ausführlich wurde der Labortrakt erklärt, welcher aus vier Funktionscontainern und einem Aufenthaltscontainer bestand. Weiter ging es durch das Rettungszentrum. Live konnte man die Abarbeitung in der Rettungskette eines Verkehrsunfalls verfolgen: Anlieferung der Verletzten mittels chinesischen Krankentransportfahrzeugen, Aufnahme im Schock-Raum, Operation im OP-Saal. Nach der Mittagspause wurde demonstriert wie eine Isolierstation für die Cholera-Patientern eingerichtet wurde. Anschließend ging es weiter zum chinesischen Rettungszentrum, welches rein aus Zelten bestand. Vergleichend mit dem deutschen Rettungszentrum gibt es deutliche Unterschiede: Dünne, doppelwandige Zeltplanen statt massiver Zeltplanen oder Container, dafür wesentlich schneller aufgebaut, die chinesischen Sanitätssoldaten hatten ihr Rettungszentrum innerhalb eines Tages aufgebaut. Plane statt festen Fußboden, die allerdings durch Steine usw. Leicht beschädigt werden kann. Boxen, aus denen man schnell Feldbetten inklusive Nachttisch bauen kann usw. In verschiedenen Dingen sind die Chinesen sehr innovativ und technisch sehr ausgeprägt. Nach der Besichtigung wurde ein Busunfall abgearbeitet. Verletzte kamen am Rettungszentrum an. Für den Transport wurden sowohl chinesische als auch Fahrzeuge der Bundeswehr eingesetzt. Im OP-Raum arbeiteten gemischte Teams von chinesischen und deutschen Soldaten Hand in Hand zusammen. Trotz Sprachbarrieren lief diese Zusammenarbeit gut. Mit einem Abschlussappell aller teilnehmenden Einheiten vor dem Führungspersonal des deutschen und chinesischen Sanitätsdienstes endete dieser einmalige Besuchstag.
Fakten: Das deutsche Rettungszentrum wurde vom Sanitätsregiment 2, Führungsbereich Koblenz betrieben, die Krankentransportkomponente stellt das dort stationierte Sanitätslehrregiment. Insgesamt 92 chinesische Soldaten und Soldaten und etwa 120 Angehörige der Bundeswehr nahmen an der Übung teil. Dazu noch fast 100 Rollenspieler und Leitungspersonal.

Gruß

Jörg Waldhelm


Über den Autor

Joerg Waldhelm

4 Kommentare

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  1. 4
    Michael Uffmann

    Moin Jörg,

    na das sind ja mal Bilder mit absolutem Seltenheitswert! Klasse Bilder und Bericht. Danke für diesen Einblick in die deutsch-chinesische Zusammenarbeit.

    Gruß
    Michi

  2. 3
    Guenther H.

    Ein Interessanter Einblick, in eine Übung die man eigentlich gar nicht so auf dem “Schirm” hat…besonders die sehr realistische Wund-Darstellung ist bemerkenswert.
    Hier wird mit mit Sicherheit, allen Beteiligten ihr ganzes Können und Know How abgefordert, um für den Fall der Fälle vorbereitet zu sein!

    Dankeschön für’s zeigen!

    Gruß Günther

  3. 2
    PzBrig15

    Super Beitrag. Sehr informativ und mit beeindruckenden Bildern. Ich persönlich finde die Zusammenarbeit besonders im humanitären Bereich von Streitkräften als absolut notwendig an. Gerade für Krisen / Katastrophenfälle sind solche Zusammenkünfte unverzichtbar. Auch um die Sichtweisen von anderen Nationen im Umgang mit Verletzten und deren Versorgung zu erfahren , auszuwerten und gemeinsam zu analysieren. Der unermüdliche Einsatz von Jörg Waldhelm bezüglich Besuchen von Truppenteilen und sein Gespür für Hintergrundinformationen sind hervorragend geeignet die Seite http://www.Military-Database.de als absolutes Highligt bei der militärischen Online Dokumentation zu nutzen.

  4. 1
    Lars de Vries

    Grüß dich Jörg,

    ein Beitrag der eher selten ist auf unserer Seite. Trotz allem ist er hochinformativ alleine durch deinen überragenden Text. So hörte ich auch das erste mal durch dich von dieser Übung. Die Fahrzeuge der Chinesen sind auch schön anzuschauen…..absolut einmalige Aufnahmen die wohl nie wieder jemanden wie uns vergönnt sein werden. Ganz starker Beitrag deinerseits, ich danke dir.

    Gruß Lars

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