(c) E.Uhde & M.Neumann
Hallo Manöverfreunde,
Teil 2 der Manöverdokumentation „Keystone 87“ ruft die BW-Heimatschutzbrigade 53 (Düren) in Erinnerung. In der 80er Jahren, vor dem Fall des eisernen Vorhanges, verfügte die Bundeswehr über insgesamt 6 Heimatschutzbrigaden. Diese Truppenteile waren nicht der Nato unterstellt und sollten im Ernstfall in den rückwärtigen Gebieten eingesetzt werden.
Jede Brigade verfügte über ein starkes PzBtl, drei InfBtl, ein ArtBtl und diverse Unterstützungstruppen. Die teilweise veraltete Ausrüstung wurde durch hohe Motivation und Einsatzbereitschaft wettgemacht. Bei Keystone 87 operierte die Brigade 53 auf Seiten der „Blauen“ und legte eine erstaunliche Mobilität an den Tag. Am 17./18.10.87 wurde die Brigade im Bereich Springe-Pattensen-Sarstedt gegen die nördlich der B1 angreifenden Chieftain-Pz der 12. (UK) PzBde eingesetzt. Die ersten Fotos zeigen Abwehrstellungen in den Ortschaften Gestorf, Vardegötzen und Jeinsen. Nach erfolgreicher Abwehr wurde die Brigade im Nachtmarsch in den südlichen Abschnitt des Übungsgebietes verlegt. Am 19.10. bezog die Brigade einen Verfügungsraum nördlich Bad Gandersheim. Am frühen Morgen des 20.10. startete sie einen pfeilartigen Gegenangriff gegen vorrückende „rote“ Kräfte, die von der Weser kommend beiderseits der B64 bis in das Leineberbergland vorgestoßen waren. Das PzBtl 534 unter der Leitung von Oberstleutnant Uwe Schrader konnte den „roten“ Vorstoß zwischen Greene und Northeim erfolgreich stoppen. Am Nachmittag des 20.10. hatte die Heimatschutzbrigade 53 die „Roten“ bei Holzminden wieder über die Weser zurückgeworfen.
Die Fotos zeigen den Standardpanzer der PzBtl der Heimatschutzbrigaden, den M48 A2 G A2 mit seiner 105 mm-Kanone. Bei einem Kampfgewicht von knapp 50 t erreichte der M48 eine Straßengeschwindigkeit von 50 km/h.
Eine Anekdote am Rande:
Wir, Michael Neumann und ich, hatten für einige britische Truppenkommandeure eine Besichtigung der Einbecker Brauerei arrangiert. Die Brauereiführung fand am Abend des 19.10. statt. Eingeladen war auch der Kommandeur des PzBtl 534 Oberstleutnant Uwe Schrader. Einbeck lag zu diesem Zeitpunkt im „roten“ Gebiet und Oberstleutnant Schrader hatte den Auftrag, die „Roten“ am nächsten Morgen zurück zu drängen. Um Einbeck zu erreichen, musste er sich in „feindliches „ Gebiet begeben. Damit er während der Fahrt nach Einbeck nichts von der Stärke und den Stellungen des „roten“ Gegners aufnehmen konnte, wurde er von einem Minibus der Schiedsrichter abgeholt und verbundenen Augen von Gandersheim nach Einbeck und später auch auf gleichem Weg zurück transportiert.
Und nun viel Spaß mit den Fotos
Gruß
Eckhard “FreeLion” Uhde
+++
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5 Kommentare
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28. November 2015 um 21:59 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Ja, wenn wir Euch beide nicht hätten, dann wäre diese Seite halb so viel wert. Ihr bringt, wie man so schön sagt, das Salz in die Suppe! Historische Dokumente wie sie besser nicht sein können!
Vielen Dank dafür!
Gruß Arnd
Lorenz Scheidl
22. Juni 2015 um 18:13 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Servus Eckhard,
In den 80ern waren diese Mühlen auch hier ab und zu unterwegs, aber eher seltene Gäste …. Leoparden waren da schon öfter zu sehen. Du hast diese Kisten mal wieder perfekt in Szene gesetzt! Besser geht nicht! Vielen Dank für die erneute Zeitreise!
Viele Grüße
Lorenz
Lars de Vries
20. Juni 2015 um 17:46 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Hallo Eckhard
ein nächster Überbericht von dir. Was für ein genial geschriebener Text, vor allem die Besichtigung der Brauerei und den verbundenen Augen vom Kommandeur….das ist ja echt nen Knaller. Bin mir nicht sicher ob ich jemals Truppen der Heimatschutzbrigade hier gesehen habe….aber den Klang hätte ich wohl nicht vergessen. Selbst der M88A1 ist ja auch noch mit von der Partie…..da hätte ich gerne ein Video von. Weit weg von meiner Heimat seid ihr auch nicht gewesen….Bild 42+43 ist ganz klar in Gronau entstanden…ein Katzensprung. Danke dir für den nächsten Knaller, einfach grandios.
Gruß Lars
Guenther H.
19. Juni 2015 um 20:39 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Für den, der jene Kolosse nicht live miterlebt hat,müssen diese Bilder wie aus einer anderen Welt anmuten…so gar nicht zu dem Erscheinungsbild der Tanks passte der Sound der Hilfsmotoren ,auch “Hiwi” genannt der zur Unterstützung beim Starten des Hauptmotors diente.
Damals bei Reforger 1980 sammelte sich im Staatsforst die “Orangen”, mit so ziemlich alles was Räder und Ketten hatte,unter dieser Streitmacht auch Aufklärer der BW mit M48er.
Als diese wieder des Abends zum “Petzen” antraten,hörte sich das an als wenn Rasenmäher im Wald ihre Arbeit verrichteten…bis dann die Hauptaggregate ansprangen…
Dieser Sound brachte dann das Blut des Manöverfreaks so richtig in Wallung!
DANKESCHÖN für’s zeigen!
Gruß Günther
Klaus Siller
19. Juni 2015 um 06:12 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Hallo,
zuerst einmal: SUPER Bilder!!!!!!!!!!!!!!!!!
Zu Deinem Text habe ich eine kleine Anmerkung:
Die HSchBrigade 56 (München) war der Nato direkt unterstellt. Genau gesagt war die HschBrig 56 der 1. GebDiv (Garmisch – Partenkirchen) unterstellt. Und sollte dabei die GebJgBrig 23 ersetzen, die in einem “Ernstfall” die Grenze zu Österreich schützen sollte.
Die restlichen Brigaden der Division waren im Bayrischen Wald für einen Einsatz vorgesehen.
Die Standorte der HschBrig 56 waren hauptsächlich München (Bayernkaserne) und Neuburg an der Donau.
Grüße aus Franken
Klaus